Achtsam mit "Warum"-Fragen
Fragen können helfen, unser Gegenüber besser zu verstehen. Sie helfen ihm, sich seiner Tiefenstruktur gewahr zu werden. Der Berater, Coach oder Therapeut kann durch sie Einblicke in die Tiefenstruktur des Gegenüber erlangen.
Unzählige Frageformen ermöglichen ebensoviele Zugänge und Variationsmöglichkeiten. Im Allgemeinen kann man so gut wie jede Frage nutzen um dem Klienten ein hilfreiches Gegenüber zu sein. Besondere Achtsamkeit kedoch ist bei deo so gennten "Sesamstrassen-Fragen" zu beachten.
Achtsam mit Sesamstrassen-Fragen
"Wieso, weshalb, warum ..." dieser "Signature-Song" aus der Sesamstrasse ist allgemein bekannt. Er gilt manchen als Erinnerer und Schnellschlüssel um im Kontakt mit Menschen sich der Tiefenstrutkrur zu nähern. Dabei haben gerade diese Fragen eine verhängnisvolle Eigenschaft: Sie führen in eine Begründungssemantik. Diese Fragen fordern den Gegenüber auf sich zu erklären. Durch die daher eingehende kommunikative Schieflage "Du musst Dich mir erklären") gerät der Gegenüber in einen Erklärungszwang.
Das Experiment
Um die destruktive Macht der Warum-Frage zu offenbaren kann ein kleines Experiment helfen. In der nächsten nicht-relevanten Gesprächssituation fragen Sie Ihren Gegenüber drei mal nacheinander nach dem Grund. Nutzen Sie die Warum-Frage. Sie werden merken, wie schnell sich das Gesprächsklima verändert.
... jemand erzählt Ihnen auf einer Party, dass er dieses Jahr nach Mallorca fährt
"Warum fahren Sie gerade nach Mallorca."
"Wir finden es da sehr schön."
"Können Sie mir verraten, warum Sie es dort sehr schön finden?"
"Wir mögen das Klima und das Essen."
"Interessant. Warum ..."
Machen Sie das Experiment nur, wen Sie an dem Ergebnis kein reeles Interesse haben, Sie werden nämlich vermutlich kein hilfreiches Ergebnis erzielen.
Jan's gute Fee
Ein Teilnehmer aus einem meiner Kurse hat für die Sinnlosigkeit der "Warum"-Frage ein sehr schönes Beispiel geliefert: Mal angenommen, Ihnen begegnet eine gute Fee. Diese Fee hat sogar ein Geschenk für Sie. Sie wird hnen eine (nur eine!) Frage beantworten. Würden Sie wirklich eine "warum"-Frage stellen?
Ich finde das Beispiel sehr Einleuchtend. Der Grund oder die Ursache wird häufig überbewertet. Die Lösung (das "wie") ist doch häufig so viel spannender.